Sich bewegen und erspüren, staunen und erleben, ausprobieren, sich erproben, experimentieren und variieren, erfahren mit allen Sinnen, Zeit haben, sich auseinandersetzen zu können, gemeinsam erleben, entdecken und lachen, Lernen durch Bewegung, spielen(d) Leben lernen…
„Psychomotorik ist ein Konzept der Persönlichkeitsentwicklung über Erleben, Erfahren und Kommunizieren mit und durch Bewegung, aber auch das Begreifen sozialer Verhaltensweisen wie Toleranz, Rücksicht und Kooperation sowie die angemessene Bewältigung von Konfliktsituationen und Misserfolgen“ (Göbel, Panten 1998).
Kiphard entdeckte in seiner Arbeit an der Westfälischen Klinik in Gütersloh, dass die psychischen Störungen der Kinder stets einhergingen mit motorischen Auffälligkeiten. Aus diesem Zusammenhang leitete er die Planung seiner Maßnahmen ab und nutzte das Medium der Bewegung in der Therapie von „bewegungsbeeinträchtigten und hirngeschädigten“ Kindern. Er nannte diese Maßnahme Psychomotorische Übungsbehandlung. Diese definierte er als den „Versuch, das brauchbarste und zur Förderung entwicklungsrückständiger Kinder wesentliche aus den Übungsbereichen der Rhythmik, der Gymnastik, des Turnens und des Sports, der Sinnesschulung, des Rollenspieles und anderem mehr unter heilpädagogischem Aspekt zusammenzustellen“ (Kiphard, 1980).
Selbsttätiges Handeln statt Übungen
Aus der „Psychomotorischen Übungsbehandlung” wurde schnell eine Fortbildungsreihe, die viele begeisterte Teilnehmer*innen und Multiplikatoren fand. Dabei spricht man heute nicht mehr von „Übungen”. Anstatt von vorgegebenen Bewegungsabläufen, wie etwa beim Sport, geht es in der Psychomotorik um die Eigentätigkeit des Individuums: „Ich erfahre eine Wirkung durch selbsttätiges Handeln”. Diese Erfahrungen werden durch gezielte Spiel- und Bewegungsangebote gefördert, bei denen die Freiwilligkeit und Eigentätigkeit entscheidend sind. Psychomotorische Angebote sind dabei mehr von einer Haltung gegenüber der Wahrnehmung und dem Erleben des Individuums geprägt als von vorgegebenen Handlungsabläufen.
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Die Geschichte der Psychomotorik
1955 erste psychomotorische Schritte
Noch während seines Sportstudiums unterstützte Jonny Kiphard die Westfälische Klinik für Jugendpsychiatrie in Gütersloh mit psychomotorischen Angeboten für verhaltensauffällige Kinder. Schnell stellte er fest: „Bewegungsbeherrschung ist der erste Schritt zur Selbstbeherrschung.“
1973 Spaziergang Kiphard, Hünnekens, Schilling
Bei einem Waldspaziergang beschlossen Dr. Helmut Hünnekens (Chefarzt des Westfälischen Instituts für Jugendpsychiatrie und Heilpädagogik), Prof. Dr. Friedhelm Schilling (Klinischer Psychologe, Marburg) und Prof. Dr. Ernst Jonny Kiphard gemeinsam die Anfangsidee der Psychomotorik zu fördern und einen Arbeitskreis, den späteren ak’P, zu gründen.
1975 Gründung des ak’P
In Hamm fand am 11./12. Juli 1975 die konstituierende Sitzung zur Gründung des Aktionskreis Psychomotorik e.V. statt. Helmut Hünnekens wurde von den 15 Gründungsmitgliedern zum 1. Vorsitzenden gewählt. Direkt nach Vereinsgründung traten 120 Interessierte dem neuen Verein bei.
1977 Staatliche Ausbildung
Am 20. April 1977 wurde die Fachschule für Gymnastik-Bewegungstherapie in Dortmund genehmigt, die seitdem zum staatlich geprüften Motopäden ausbildet. Grundlagen für die Lehrpläne stammen von der Curriculumkommission des ak’P und stehen in der Tradition der psychomotorischen Übungsbehandlung.
www.motopaedieschule.de
1983 Motologie als Studiengang
Mit der Einrichtung des Diplom-Aufbaustudiengangs Motologie (heute Master-Studiengang) an der Philipps-Universität in Marburg hatte die Motologie endgültig den Sprung von der Meisterlehre zur Wissenschaft erreicht. Den Lehrstuhl baute Prof. Dr. Friedhelm Schilling auf, der ihn bis 2002 leitete.
www.uni-marburg.de/fb21/ifsm
1990 Gründung der ak’M
Die vielen Bildungsangebote des ak’P führten 1990 zur Gründung der Akademie für Motopädagogik und Mototherapie ak’M als eigenständige Fortbildungseinrichtung. Seitdem bietet die ak’M, 2008 umbenannt in die dakp, anerkannte Fortbildungen und Qualifizierungskurse auf vielen Gebieten der Psychomotorik an und ist die größte Einrichtung für psychomotorische Weiterbildungen in Deutschland.
1995 Europäisches Forum für Psychomotorik
Im Mai 1995 wurden auf Initiative von Tilo Irmischer Vertreter aus 15 Ländern zu einem Treffen eingeladen mit der Idee, ein Forum zu bilden, in dem Psychomotoriker*innen aus ganz Europa ihre Vorstellungen und Erfahrungen zu bündeln und somit zur Förderung des Berufes als Psychomotoriker*in und der wissenschaftlichen Entwicklung der Psychomotorik in Europa beitragen konnten. Danach fanden weitere Treffen zur Ausarbeitung der Statuten statt, und schließlich wurde dieses offizielle Dokument im September 1996 im Rathaus von Marburg unterzeichnet.
2003 Das größte Schwungtuch der Welt
Das Riesenschwungtuch in Bewegung zu bringen war ein geglückter Versuch, ein Zeichen zu setzen für die bundesweiten Aktivitäten des Aktionskreis Psychomotorik mit dem Motto „Bewegung ist der Motor menschlicher Entwicklung“. Lohn dafür war ein Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Hier ein Presseartikel aus dieser Zeit: https://bildungsklick.de/fruehe-bildung/detail/djht-das-groesste-schwungtuch-der-welt-gehen-sie-mit-uns-auf-tuchfuehlung
2006 Gründung der Deutschen Gesellschaft für Psychomotorik
Für die gemeinsame Verbreitung der Idee der Psychomotorik gründete der ak’P am 16.09.2006 zusammen mit dem Berufsverband der Motologen-Diplom/Master und dem Berufsverband der Motopäden die Deutsche Gesellschaft für Psychomotorik.
http://www.dgfpm.org/
2008 Umbenennung der Akademie
Mitte 2008 wurde die ak’M umbenannt in Deutsche Akademie für Psychomotorik – dakp – um noch mehr ihre Stellung in Deutschland und der engen Verzahnung mit ihrem Träger, dem Aktionskreis Psychomotorik, zu verdeutlichen.
2010 Tod des Gründervaters Jonny Kiphard
Der Vater der deutschen Psychomotorik, der Frankfurter Uni Professor Jonny Kiphard, starb am 27.07.2010 im Alter von 86 Jahren in seinem Haus in Rosbach.
2018 Verein und Akademie wieder vereint
Am 22.04.2018 beschließt die Mitgliederversammlung des Aktionskreises in Marburg, den AKP und die Deutsche Akademie wieder zu vereinen. Der Verein heißt nun „Deutsche Akademie – Aktionskreis Psychomotorik e.V.“, die Akademie selbst wird zum Referat Fort- und Weiterbildung. Die Mitglieder tragen der besonderen Stellung der Akademie damit Rechnung, dass sie nun Bestandteil des Vereinsnamens ist.
Psychomotricity – an access to child development support
Prof. Dr. Amara Eckert, Darmstadt, talks to Silvia Bender-Joans., Marburg (English interview)
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